334/366: BaGru GeWi – seit 1985 in der ÖH-Exekutive

In einem Sonderheft zur ÖH-Wahl 1993 werden verschiedene GRAS-Gruppen – von der Linken Alternative Basisliste (LIAB) bis zur Basisgruppe Medizin – vorgestellt. Heute im Blog: die Basisgruppenliste Geisteswissenschaften, kurz BaGru GeWi.


Selbstdarstellung der BaGru GeWi vom Frühjahr 1993.
Beitrag über die BaGru GeWi 1993.

Seit ’85 in der Exekutive

Als kandidierende Liste will die BaGru GeWi weiterhin zwischen den aktiven Menschen und Gruppierungen sowie den ÖH-Strukturen vermitteln.

Die Basisgruppenliste-Gewi (vulgo BaGru) ist seit 1985 die stimmenstärkste Fraktion in der Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften und stellte auch fast immer den/die Vorsitzende/n, so auch in den letzten zwei Jahren. Es gibt bei uns keine offizielle Mitgliedschaft und keine Hierarchie. Die KandidatInnenliste bei den Wahlen ist für uns nur formale Pflicht. BaGru sind einfach all die, die sich ihr nach den Grundprinzipien „offen, unabhängig und basisnahe“, definieren, der BaGru angehörig fühlen und diese Schlagworte auch „praktizieren“. BaGru sozusagen als Anti-Fraktion.

Offenes Forum und Plenum

Offen bedeutet, daß es hier in der GeWi, seit die BaGru die Exekutive mitstellt, ein Forum gibt, wo jedeR GeWi-Studierende kommen und die GeWi-Politik mitbestimmen kann — das GeWi-Plenum. Hier werden alle anfallenden Probleme besprochen, Arbeiten aufgeteilt, Aktionen geplant. Wer auch immer ein Anliegen hat, (z.B. die Unterstützung eines Projekts mit ein paar Tausend Schilling) kann dies beim Plenum vorbringen. Die MandatarInnen der BaGru und der Koalition verpflichten sich, alle beim Plenum gefällten Beschlüsse in den Fakultätsvertretungssitzungen zu exekutieren.

Ein offenes Medium ist auch die GeZeit, die GeWi-Zeitung, die vierteljährlich erscheint. JedeR, der/die Lust hat, kann hier seinen/ihren kritischen Kugelschreiber erheben. Ein offenes Redaktionsteam entscheidet dann, welche Artikel, rechtsextreme, rassistische und frauenfeindliche ausgeschlossen, in der GeZeit erscheinen. Unabhängig heißt, daß wir, die BaGru, uns keiner politischen Partei nahestehend fühlen und auch keine Splitterfraktion irgendeiner Fraktion sind. Wir handeln nach eigenem Wissen und Gewissen — nach Absprache mit dem Plenum. Wir sind eigentlich überhaupt keine Fraktion. Als kandidierende Liste vermittelen wir zwischen den aktiven Menschen und Gruppierungen und den ÖH-Strukturen andererseits.

Studienrichtungsvertretungen

Basisnahe schließlich bedeutet, daß wir größten Wert legen auf die Zusammenarbeit mit den StudienrichtungsvertreterInnen (StRVen), derer wir selbst viele sind, und den Studierenden. Das Busek’sche Uni-„Reform“-Papier wurde sofort nach seinem Erscheinen im Herbst 1991 (da war es noch grün) in mehreren Treffen von den StRVen zerpflückt, und die Hälfte aller StRVen schrieben Stellungnahmen. Einer der größten Erfolge in den letzten Jahren war wohl der GeWi-Aktionstag und Warnstreik am 16. Jänner 1992, der allein von den StRVen und der BaGru getragen wurde. In der Folge machten einige von uns auch bei der österreichweiten „Plattform gegen Studienverschärfung und Sozialabbau“ mit.

Die BaGru versucht stets, StRVen und Aktivistlnnen aus möglichst vielen Studienrichtungen und Institutsgruppen zu aktivieren. Während die anderen GeWi-Fraktionen traditionellerweise fast nur aus zwei großen Studienrichtungen bestehen, will die BaGru möglichst alle zum Mitmachen aufrütteln; vor allem die, die nichts mit Parteikader und Parteiorganisation am Hut haben. Jede Studienrichtung hat klarerweise andere Probleme und Anliegen, eine Orientalistik z.B. kämpft mit dem Zusperren, weil es zuwenig Studierende gibt, während eine Romanistik, aus allen Nähten platzend, mit fünf Institutsteilen am Bersten ist. Alle GeWi-Anliegen zu vertreten ist eine schwierige, aber nichtsdestotrotz eine reizbare [vermutlich gemeint reizvolle, Anm.] und keine unlösbare Aufgabe!

Studentische Mitbestimmung

Damit Hand in Hand geht auch die „Kommissionitis“, BaGru-Menschen verbringen ihre Zeit auch im Fakultätskollegium (höchstes Gremium der Fakultät, besteht z.Zt. aus 107 Profs., 54 Mittelbau, 54 Studierende) und den dazugehörigen Kommissionen (z.B. Personal-, Lehrauftrags-, Budget-, Berufungs-, Habilitationskommissionen), deren Plätze entsprechend den Mandatsverhältnissen in der Fakultätsvertretung nach Fraktionen aufgeteilt werden müssen. Während die VertreterInnen der AG und des VSStÖ kaum in den Gremien erscheinen und daher anscheinend so gut wie kein Interesse an der studentischen Mitbestimmung in den akademischen Behörden zeigen, kämpft die BaGru als einzige um die Durchsetzung der Anliegen der Basis, d.h. der Studierenden. Meistens in Zusammenarbeit mit dem Mittelbau, was trotzdem nicht so leicht ist, wenn man/frau
bedenkt, daß all die Fakultätskommissionen 2:1:1 (Profs: Mittelbau: Studis) besetzt sind.

Basisfeindliche ÖH-Struktur

Die ÖH-Struktur ist leider sehr basisfeindlich und das ÖH-Gesetz so schwammig, daß jedeR es nach seinem/ihrem Sinne interpretieren kann. Wer einmal die Macht an sich gerissen hat, kann leicht einmal zum Diktator werden und sich immer noch auf die Paragraphen ausreden (drum sind ja alle AG-ÖH-Vorsitzenden Juristen). Die BaGru stellt sich dem strikt entgegen, die Fakultätsvertretungssitzungen, das einzig offizielle Gremium der Fakultätsvertretung – hier haben nur die elf Mandatarinnen Stimmrecht – sind für uns nur lästige Pflicht. Da aber andererseits nur die dort gefällten Beschlüsse Wirkungsrecht haben, werden wir als Mandatarinnen dort natürlich immer die Anliegen derer vertreten, die die Möglichkeit dieses Stimmrechts nicht haben.

Kontakt zur Basis

Die Aufwertung der „untersten“, der StRV-Ebene, muß im Zuge einer ÖH-Reform im Gesetz verankert werden. Die StRVen sind ja diejenigen, die den engsten Kontakt zur Basis, den Studierenden, haben, und sie müssen diesen Kontakt oft mit nichts oder nur ein paar Schillingen in der Hand herstellen und aufrechterhalten. Nicht zuletzt deshalb gibt es StRVen, die vor lauter Frust darüber nur auf dem Papier existieren. Die BaGru fordert deshalb: Rechtspersönlichkeit für Fakultätsvertretungen und Studienrichtungsvertretungen, mehr Geld für StRVen, Stimm- und Beschlußrecht für Hörerinnenversammlungen.

Selbst die Universität als sogenannter gesellschaftspolitischer Vorreiter ist noch immer eine von Männern dominierte Institution. Um dem bewußt entgegenzuwirken, wird die BaGru als ersten Schritt gewonnene Mandate vorwiegend an Frauen vergeben. Etliche von uns sind schon viele Jahre als StRV und in der GeWi aktiv und wissen genau, wofür sie sich einsetzen, wo die Hebel anzusetzen sind, damit die Anliegen der Basis durchgesetzt werden, aber auch wo aufgrund höherer Mächte die Grenzen gesetzt sind.

Tägliche Basisdemokratie

Deine Stimme für die BaGru-Gewi ist notwendig – damit auch weiterhin Du das Recht auf Mitbestimmung hast, und das nicht allein nur alle zwei Jahre bei den ÖH-Wahlen. Basisdemokratie kann jeden Tag praktiziert werden!

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