194/366: Jugendliche brauchen Freiräume. Berufsschülertage 1995

194-berufsschuelertage-pilz-jerusalem„Mehr als die Hälfte der österreichischen Jugendlichen absolviert eine Lehre. Trotzdem sind Lehrlinge nach wie vor die Stiefkinder der Nation. Eine vergessene Mehrheit. Jede bildungspolitische Debatte dreht sich um Volksschule, Hauptschule, Mittelschule, Universität. Über die Berufsschule wird kaum geredet“. Hat sich an dieser Diagnose von Peter Pilz aus dem Jahr 1995 viel geändert, was meint Ihr?

Zu den Berufsschülertagen, die im April 1995 im Wiener Rathaus stattfanden, veröffentlichten die Wiener Grünen eine Broschüre mit Informationen für Jugendliche in Lehrausbildung.

Download der ganzen Broschüre: 194-berufsschuelertage-wien-1995 (PDF, 2 MB)


Jugendliche brauchen Freiräume – Susanne Jerusalem, Gemeinderätin

Jugend ist eine Zeit des Experimentierens. Jugendliche brauchen Freiräume, die nicht von Erwachsenen dirigiert und kontrolliert werden. Politik hat die Aufgabe, diese Freiräume zu schaffen. Jugendliche haben das Recht, in Angelegenheiten, die sie betreffen, informiert zu werden, mitreden und mitentscheiden zu können. Dieses Recht ist in der UNO-Konvention „Über die Rechte des Kindes“ verankert. Österreich hat unterschrieben und damit die Verpflichtung übernommen, die Bestimmungen der Konvention einzuhalten. Bis zur Verwirklichung dieser Rechte ist noch ein langer Weg zurückzulegen. Die Grünen sagen: „Der Alltag von Jugendlichen muß demokratisch werden!“ Die Grünen fordern aber auch eine Herabsetzung des kommunalen Wahlalters, denn wer alt genug ist, um eine Lehre zu absolvieren, muß auch alt genug zum Wählen sein. Alle Jugendlichen sollen die Chance haben, selbstbewußt, eigenverantwortlich und aktiv zu sein. Um Chancengleichheit herzustellen, muß die Stadt Maßnahmen im Interesse von einkommensschwachen und diskriminierten Jugendlichen treffen.

Lehrlinge haben keine Lobby – Peter Pilz, Klubobmann der Grünen im Rathaus

Mehr als die Hälfte der österreichischen Jugendlichen absolviert eine Lehre. Trotzdem sind Lehrlinge nach wie vor die Stiefkinder der Nation. Eine vergessene Mehrheit. Jede bildungspolitische Debatte dreht sich um Volksschule, Hauptschule, Mittelschule, Universität. Über die Berufsschule wird kaum geredet. Aus gutem Grund, denn: Lehrlinge haben keine Lobby. Dem Staat ist ein Schüler in der Berufsbildenden Höheren Schule jährlich 60.000 Schilling [4360 EUR, Anm.] wert – ein Schüler in der Berufsschule hingegen nur 6.000(!) Schilling [436 EUR]. Schüler und Studenten haben eine Interessensvertretung. Lehrlinge werden nach wie vor irgendwo zwischen Betrieb und Berufsschule hin und hergeschoben. Der Grund dafür ist einfach: Lehrlinge sind zwar alt genug, um zu arbeiten, wählen dürfen sie allerdings nicht, denn: Lehrlinge haben keine Lobby. Das muß – und das kann sich ändern – wenn Lehrlinge selbst was ändern. Wer sagt, daß man nichts gegen Schikanen in der Ausbildung machen kann? Wer sagt, daß Lehrlinge widerspruchlos jede Arbeit machen müssen? Und wer sagt, daß ihnen von der Jugendkultur nur die Brösel zustehen? Wir machen Lehrlingen ein Angebot: Wenn Ihr selbst was unternehmt, wenn Ihr selbst was ändern, was Neues machen wollt, dann reden wir drüber, wie wir das unterstützen können. Damit auch da was in Bewegung kommt.

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