Für den 3. November 1984 rief die Friedensbewegung aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland zur Demonstration für Nicaragua. Auf der Demonstration war die Alternative Liste Wien durch Andrea Komlosy als Sprecherin vertreten.
Es wird keinen Frieden in Österreich oder Europa geben, wenn in anderen Kontinenten Kriege geführt werden. Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, in Asien, Afrika und Lateinamerika können die Zündfunken sein, aus denen ein globaler, alles vernichtender Weltkrieg entsteht. Friede ist auch weit mehr als die Abwesenheit von Krieg; Solange jährlich 50 Millionen Menschen an Hunger sterben, ganze Länder brutal von Militärregimes geknechtet werden, wird es keinen dauerhaften Frieden geben. Deswegen treten wir als Friedensbewegung ein, für die Solidarität mit den Völkern der „Dritten Welt“, für die umfassende Verwirklichung der von der UNO deklarierten Menschenrechte.
- Wir unterstützen den Kampf der Völker Afrikas, Asiens und Lateinamerikas um politische und kulturelle Unabhängigkeit, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit und Befreiung, sowie das Recht, eigene Entwicklung selbst zu bestimmen.
- Wir verurteilen alle Versuche, diese Bestrebungen durch politische, wirtschaftliche oder militärische Interventionen oder andere Formen der Einmischung aufzuhalten.
- Wir treten ein für das Selbstbestimmungsrecht der Völker, den Gewaltverzicht in den internationalen Beziehungen, sowie für die Respektierung der von der UNO deklarierten Menschenrechte – weltweit.
Gemeinsame große Demonstration
Solidarität mit Nicaragua
Schluß mit der US-Intervention
Friede für Zentralamerika
[…]
Dieser Aufruf wird unterstützt von: Solidaritätsforum Lateinamerika (Arbeitsgruppe Christen für Chile, Chile-Solidaritätsfront, El Salvador-Komitee, Guatemala-Komitee, Initiative für Amnestie in Uruguay, Nicaragua-Komitee, Österreich-Kubanische Gesellschaft, Paraguay-Komitee) Nicaragua-Brigadisten, Arbeitsgruppe Honduras, Informationsgruppe Lateinamerika, Jugendhaus Oberwart — Lateinamerika-Komitee, Aktion kritisches Christentum, Aktionsgemeinschaft „Dritte Welt im Schußfeld“, Alternative Liste Wien, AUF — eine Frauenzeitschrift, Bund Demokratischer Frauen Österreichs, Bund Demokratischer Lehrer, Chile Demokratico, Freundschaftsgesellschaft Österreich-sozialistisches Äthiopien, Gewerkschaftliche Einheit, Bewegung für Sozialismus, Gewerkschaftlicher Linksblock, GRM, Junge Generation in der SPÖ, Kinderland Junge Garde, Kommunistische Partei Österreichs, KJÖ, KSV, Österreichischer Friedensrat, Österreichischer Informationsdienst für Entwicklungspolitik, Rote Falken Österreichs, SJÖ, Solidaritätsgruppe engagierter Christen, UFI-Wien, VSStÖ
Aufruf der Solidaritätsbewegung für Lateinamerika
Am 19. Juli 1979 hat sich das Volk von Nicaragua von der jahrzehntelangen Somoza-Diktatur befreit. Die Errungenschaften des freien Nicaragua sind beeindruckend:
- Senkung der Analphabetenrate von mehr als 50% auf 12%
- Kostenlose Gesundheitsversorung im ganzen Land
- Verteilung von Land an besitzlose Bauern im Rahmen der Agrarreform
- Aufbau eines öffentlichen Versorgungssystems bei den wichtigsten Grundnahrungsmitteln
Entgegen den verzerrten Darstellungen in einem Großteil der Medien ist die Politik der sandinistischen Regierung gekennzeichnet durch: Blockfreiheit, pluralistische Politik, gemischte Wirtschaft, umfassende Teilnahme des Volkes in allen Entscheidungsprozessen.
Freies Nicaragua bedroht
Das freie Nicaragua mit all seinen Errungenschaften ist durch die ständigen Überfälle der „Contras“, die von der US-Regierung gesteuert und finanziert werden, bedroht. So wurde z. B. der Hafen Corinto vermint und riesige Öltanks von amerikanischen Schnellbooten zerstört. Immer wieder werden Dörfer niedergebrannt, Bauern verschleppt und ermordet. Diese ständigen Angriffe der Contras binden viele Mittel und Menschen in der Verteidigung, die für den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau fehlen. Zusätzlich erschwert der von der US-Regierung verhängte Wirtschaftsboykott den weiteren Aufbau des Landes.
Schon während des Befreiungskampfes gegen die Somozadiktatur stand für die Sandinisten fest, daß das Volk von Nicaragua zum ehest möglichen Zeitpunkt die Vertreter seiner Regierung in freien, geheimen und direkten Wahlen bestimmen solle. Nach der Schaffung der nötigen Voraussetzungen ist es nun soweit: am 4. November 1984 finden in Nicaragua die Wahlen statt, obwohl die Reagan-Regierung und die mit ihr verbündeten Kräfte in Nicaragua nichts unversucht lassen, die ersten freien Wahlen in Mißkredit zu bringen.
US-Regierung unterstützt Unterdrückerregime
Während der Befreiungs- und Demokratisierungsprozeß in Nicaragua weiter fortschreitet, wehren sich auch die anderen Völker Zentralamerikas verstärkt gegen die politische, ökonomische und militärische Unterdrückung durch die jeweiligen Regime, die von der US-Regierung in jeder Hinsicht unterstützt werden. Alle Phrasen der Reagan-Administration vom „Frieden in Freiheit“ werden durch ihre eigenen, menschenverachtenden Handlungen widerlegt, wie zum Beispiel:
- die Invasion in Grenada
- die Unterstützung der Armen und Todesschwadrone in El Salvador und Guatemala, die für die Ermordung von 80.000 Zivilpersonen verantwortlich sind
- die Bombardments der durch die FDR/FMLN (Revolutionär Demokratische Front/Nationale Befreiungsfront Farabun-do Marti) bereits befreiten Gebiete in EI Salvador
- der Ausbau von Honduras zum Militärstützpunkt gegen seine Nachbarländer
- die anhaltende militärische Bedrohung und die totale wirtschaftliche Blockade Kubas
Pershing 2 und Cruise missiles, schnelle Eingreiftruppen, die Weltraumrüstung und ein gigantisches Aufrüstungsprogramm sollen Voraussetzungen schaffen, weltweit den Widerstand jener zu brechen, die sich den Interessen der USA widersetzen.
Profite für US-Konzerne
Diese „Politik der Stärke“ soll die angeschlagene wirtschaftliche Vormachtstellung der USA wieder herstellen und den US-Konzernen ihre enormen Profite sichern. Sieg oder Niederlage dieser Politik in Zentralamerika ist von weltweiter Bedeutung. Nicaragua — ebenso wie EI Salvador — stehen im Brennpunkt dieser Auseinandersetzungen.
Unterstützen wir den gerechten Kampf der Völker Zentralamerikas!
- Gegen die aggressive Zentralamerikapolitik der US-Regierung!
- Gegen die Destabilisierungspolitik gegenüber Nicaragua!
- Gegen die drohende Invasion in EI Salvador und Nicaragua!
- Gegen den Ausbau von Honduras zum US-Militärstützpunkt!
Wir fordern von der Österreichischen Bundesregierung:
- Die Ausnützung aller diplomatischen Möglichkeiten zur Unterstützung des Befreiungskampfes in Zentralamerika
- Die Errichtung einer österreichischen Botschaft in Nicaragua
- Den Ausbau der diplomatischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu Nicaragua
- Die Anerkennung der FDR /FMLN als legitime Vertretung des salvadorianischen Volkes