Zum Frauenmonat März ein Archivfundstück aus dem Jahr 1990: eine Einladung zum Grünen Frauenforum in Linz. „Frauen ins Parlament“ war der Übertitel – im Dezember 1989 war beim Bundeskongress in Gmunden beschlossen worden, dass in der folgenden Legislaturperiode die Hälfte der grünen Abgeordneten Frauen sein sollten.
1:1 statt 1: 7
Beim ersten Einzug ins Parlament war Freda Meissner-Blau ja noch die einzige Frau unter acht Abgeordneten gewesen.
//zitat// Sie war uns immer schon wichtig, diese Forderung [nach Parität, Anm.], aber sie wurde – wenn um etwas ging – immer hintenangestellt. Nach den letzten Wahlen zogen wir mit einer Frau und sieben Männern ins Hohe Haus ein, heute, nach dem Abgang von Freda Meissner-Blau, steht es im Grünen Klub eins zu sechs. Es wird uns – auch in anderen Bereichen grüner Politik – nicht gelingen, mehr Zustimmung zu erreichen, nicht zuletzt bei den Wählern, wenn Theorie und Praxis so weit auseinanderklaffen. Das war der fruchtbare Boden, auf dem der Beschluß zustandekam. Klar wurde aber auch ausgesprochen, daß Quotierung allein ein unzulängliches Mittel ist, eine Politik von und für Frauen zu machen. Ohne eine Veränderung der männlich definierten Aufgaben und Erwartungen, ohne eine Veränderung der Arbeitsbedingungen und Hilfestellungen wird’s nicht gehen. //zitatende//
Außerdem beschäftigten sich die Grünen Frauen mit der Frage, wie links die Grüne Alternative ist und was unter „links“ in diesem Zusammenhang zu verstehen war. Die Einsetzung eines Arbeitskreises zu „Frauen und Arbeitswelt“ und „Sexualpolitik“ im Rahmen der Programmdiskussion wurde angeregt. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. von Politik und Familie und die frauenfreundliche Gestaltung von Politik wurden diskutiert.
Erziehung zur weiblichen Rolle
Eine Gruppe befasste sich mit der „Erziehung zur weiblichen Rolle“:
//zitat// Vom kürzeren Gestilltwerden bis hin zur größeren Anpassungsleistungen an die Bedürfnisse der Mutter werden Mädchen weniger verwöhnt. Dazu erhalten sie mädchenspezifisches Spielzeug, das weniger Anregungen bietet als das für ihre kleinen Brüder. Die Schule ist nach dem Einfluß der ersten Bezugspersonen ein wesentlicher Faktor der geschlechtsspezifischen Erziehung. Weiblich aufwachsen bedeutet zugleich benachteiligt aufwachsen. Zum Beispiel:
- weniger Zuwendung der LehrerInnen
- weniger ungestörten Raum in Klassen und auf Schulhöfen
- weniger Arbeit mit aufwendigen technischen Materialien
- wenig weibliche Vorbilder und positive Identifikationsfiguren
In der schulischen Erziehung herrscht ein offensichtlicher Mangel an Gleichberechtigung. //zitatende//
Antiarbeitskreis
Außerdem stand ein „Antiarbeitskreis“ auf dem Programm, in dem von Erfahrungen, Gefühlen, Phantasien und Veränderungen die Rede sein sollte.
Übrigens: Da bei unserem Archivexemplar ein Teil der Einladung herausgeschnitten war, ist unsere Darstellung wohl nicht vollständig!