Das Grüne Gedächtnis richtet im Rahmen des FREDA-Eventprogramms einmal im Jahr eine Veranstaltung aus. Dieses Jahr haben wir uns als Ort dafür die Dauerausstellung im Technischen Museum Wien (TMW) zum Klimawandel ausgesucht, Titel: Klima. Wissen. Handeln! Es gibt wohl kaum einen besseren Ort, um diese Veranstaltung abzuhalten, denn heute wissen wir, dass der Klimawandel real, menschengemacht und ein dringendes Problem ist. Doch wie war das für die Wissenschaftler:innen, die Bevölkerung und Umweltschützer:innen in den 70er, 80er und 90er-Jahren? Wurde in den Protestlagern in der Stopfenreuther Au schon über Treibhausgase und Glashauseffekt diskutiert? Ab wann war die große Dringlichkeit, den Klimawandel abzuwenden, Allgemeinwissen? Wer darf noch sagen „das haben wir nicht gewusst“? Diese und weitere Fragen wollten wir in einer gemeinsamen Führung mit anschließender Diskussionsrunde erörtern.
Am 7.11. um kurz vor vier Uhr traf ich mich dort mit Jochen Hennig, dem leitenden Kurator der Ausstellung, und Gerhard Jordan, der als Jugendlicher die Proteste gegen die Kraftwerke in Zwentendorf und Hainburg begleitet hatte und uns seine Erinnerungen zur Verfügung stellte. Neun Interessierte fanden sich schließlich mit uns zusammen, um zunächst die Führung von Jochen Hennig zu hören.
Die Ausstellung im Technischen Museum (sie wurde übrigens erst im März dieses Jahres eröffnet und ist dementsprechend noch für die nächsten rund zehn Jahre zu besichtigen) beschäftigt sich in drei großen Abschnitten mit den Gründen für die Erderwärmung und dem Stand der Forschung dazu, mit möglichen Lösungen aus Technologie, Materialkunde und Politik, sowie mit Formen des Aktivismus in Österreich und weltweit. Sie versucht auch, Hoffnung und Solidarität aufzubauen und zu zeigen, dass auch einzelne, kleine Beiträge ihre Wirkung zeigen. Ohne jedoch dabei die Verantwortung, die Industrie und Großunternehmen haben, wegzuwischen. Speziell für unsere Gruppe konzentrierte Jochen Hennig seine Führung mehr auf die Ursprünge der Klimaforschung und die ausgestellten Beispiele früher Klimaschutzbemühungen, zum Beispiel die Berichterstattung über die erste Weltklimakonferenz 1979 und die frühen Forderungen zur Abwendung der Erderwärmung (die sich im übrigen oft kaum von den heutigen unterscheiden!).
Die Ausstellung verfügt auch über einen eigenen Bereich, der zum Sitzen und Diskutieren einlädt, das sogenannte Forum, das auch für Veranstaltungen genutzt wird. Nach der Führung nutzten wir diesen offenen Raum, um mit Gerhard Jordan über seine Erinnerungen zu sprechen, wie sehr die globale Notwendigkeit des Umweltschutzes eine Rolle für die Aktivist:innen damals gespielt hatte. Um die Erzählungen von ihm und auch einigen Gästen, die ebenfalls damals dabei waren, zu untermauern, zu ergänzen und zu erweitern hatte ich Archivmaterialien vorbereitet – die erste im Archiv bekannte Erwähnung von Treibhauseffekt und Klimaveränderung, Beispiele für Konferenzplakate zu synergistischen Themen und eine Anleitung zur Arbeit mit Jugendgruppen zum Thema Umweltschutz. Auch das erste Programm der Liste Freda Meissner-Blau, der Vorläufer-Liste der nach dem Wahlerfolg gegründeten Partei Die Grüne Alternative, für die Nationalratswahl 1986 durfte nicht fehlen – in diesem spielt Klimaschutz allerdings gar keine Rolle, wird nicht einmal erwähnt.
Zum Schluss war es die Durchsage des Museums, dass in 15 Minuten geschlossen wird, die uns zum Ende der anregenden Diskussion brachte. Pünktlich um 18 Uhr waren wir die letzten Besucher:innen, die das Haus verließen. Das Feedback von allen Seiten, von Museum, FREDA und unseren Gästen fiel eindeutig aus: das muss wiederholt werden!
(RG, 2024)
(c) Titelbild des Beitrags: @Technisches Museum Wien
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