Der Österreichische Verbraucherverband (ÖVV) wurde am 20. Oktober 1984 in Linz gegründet. In der Netzwerk-Zeitung 9 (1984) stellte sich die „Selbstschutzorganisation der Konsumenten“ vor. Erstes Ergebnis der Arbeit war eine Informationsbroschüre über Dioxin.
Kritischer Konsum
Mit der Einkaufstasche gegen die Macht der Giftproduzenten
Am 20. Oktober hat in Linz die Gründungsversammlung des Österreichischen Verbraucherverbandes/ÖVV stattgefunden. Etwa 50 Menschen aus verschiedenen Umweltschutzgruppen aus der Steiermark, Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg haben sich nach 7 Monaten Vorbereitung auf Statut, Ziele und die ersten Aktionen des ÖVV geeinigt. Der ÖVV will eine überparteiliche und überregionale Selbstschutzorganisation der Konsumenten sein.
Er will erreichen, daß
- giftige und schädliche Produkte vom Markt verschwinden
- die Müllberge nicht in den Himmel wachsen
- Rohstoffe und Energie sparsam eingesetzt werden
- die Benachteiligung der Entwicklungsländer aufhört
- dem Export von Giftstoffen in die Dritte Welt ein Ende gemacht wird.
Die Idee einer solchen Konsumentenorganisation wird nicht nur in der Umweltbewegung diskutiert. In der ÖGB-Illustrierten „Solidarität“ findet sich in der Sommernummer 1984 folgendes Zitat:
Gäbe es eine Organisation, wo alle Hausfrauen ihr Konsumverhalten besprechen und aufeinander abstimmen könnten, wäre ihre Macht in der Wirtschaft nahezu uneingeschränkt.
Stellen wir uns zum Beispiel vor, Hunderttausende würden einige Monate lang keine Getränke in Dosen und Plastikflaschen kaufen… Die Auswirkungen würden die Hersteller sicher zum Nachdenken bringen.
Um seine Ziele zu erreichen, wird der ÖVV
- Informationen über giftige und schädliche Produkte verbreiten
- darüber informieren, was man stattdessen benützen kann und wo solche unschädliche Produkte erhältlich sind
- eine einheitliche und vollständige Produktdeklaration fordern
- eine Verschärfung des Chemikaliengesetzes, des Lebensmittelgesetzes, des Arzneimittelgesetzes und anderer einschlägiger Vorschriften fordern
- zum Boykott schädlicher Produkte aufrufen.
Informationsbroschüre über Dioxin
Bei der Gründungskonferenz wurde auch bereits die erste Informationsbroschüre des ÖVV vorgestellt. Eine Sammlung von Beiträgen zum Thema Dioxin, die, soweit solche Informationen für Österreich überhaupt zugänglich sind, auch Listen dioxinhältiger Arzneimittel, Herbizide u.a. enthält, vor dem Gebrauch einer Reihe von Stoffen, vor allem auch von pentachlorphenolhältigen Holzschutzmitteln, warnt, und Alternativen für Haushalt und Garten aufzeigt. Damit soll eine Kampagne gestartet werden, deren Ziel das Verbot von Verkauf und Produktion aller Stoffe ist, die von ihrer Produktion her Dioxin-Spuren enthalten. Das sind vor allem Produkte, die Hexachlorophen, Pentachlorbenzol oder Lindan enthalten.
Bereits hier zeigt sich, wie wichtig die Produktdeklaration ist, denn bei den meisten Holzschutzmitteln, Kosmetika, Schädlingsbekämpfungsmitteln ist es für den Konsumenten unmöglich herauszufinden, was darin enthalten ist, da es keinerlei Verpflichtung für den Produzenten gibt, alle Stoffe anzugeben, die sein Produkt enthält.
Aktion gegen Plastikflaschen
Neben der Dioxinkampagne wird vom ÖVV noch für heuer eine Aktion gegen Plastikflaschen und Getränkedosen vorbereitet.
Der Verbraucherverband kann nur dann erfolgreich sein, wenn der Gedanke vom kritischen Konsum weit verbreitet wird, wenn er viele Mitglieder und vor allem viele aktive Mitglieder hat, die auch ihre eigenen Ideen einbringen.
Mach auch Du mit!
Treffpunkt in Wien: jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat im Cafe Windhaag, 1. Bez., Postgasse 2, 19.30 1. Treff: 14. November 1984
Oder schriftlich: An den ÖVV, Postfach 921, 8010 Graz.