5/366: Provokation statt Restauration – Kurzprogramm der Alternativen Liste Graz 1988

Die Alternative Liste Österreichs wurde am 5. November 1982 in Graz gegründet und getragen von AktivistInnen aus der Anti-AKW-, Dritte Welt-, Friedens- und Frauenbewegung (in Wien auch von Teilen der studentischen Linken). Die ALÖ übernahm die Grundsätze der deutschen Grünen – ökologisch, solidarisch, basisdemokratisch, gewaltfrei. Als „Hochburg“ der Alternativen Liste kann Graz bezeichnet werden. Dort kam die Alternative Liste Graz (ALG) bei der Gemeinderatswahl im Jänner 1983 auf überraschende 7,04% und vier Mandate.

Titelblatt des ALG-Kurzprogramms.
Titelblatt des ALG-Kurzprogramms.

Zur Gemeinderatswahl fünf Jahre später veröffentlichte die Grupppierung in der „ALG-Info“ Nr. 66 ein Kurzprogramm unter dem Motto „Farbe bekennen. Grün statt Grau!“. Fazit nach den ersten Jahren im Gemeinderat:

//zitat// Vor 6 Jahren ist umwelt- und sozialengagierten Grazerinnen und Grazern klar geworden, daß es nicht mehr genügt, in Form von Bürgerinitiativen für die Erhaltung von Parks und Alleen zu kämpfen, wenn gleichzeitig durch eine verfehlte Energie- und Verkehrspolitik der gesamte Wald ruiniert wird. Deshalb haben sie unter dem Motto: „Jetzt mischen wir uns ein“ bei den Gemeinderatswahlen 1983 kandidiert. Bekanntlich haben 11.000 Grazer und Grazerinnen mit ihrer Stimme 4 ALG-Kandidat/innen das Mandat gegeben. Vieles wurde erreicht. Ein „Umdenken“ in lebenswichtigen Fragen sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Gemeinderat; Vorbildliche Konzepte u. Beschlüsse konnten durchgesetzt werden.  Doch bei der Verwirklichung dieser Beschlüsse versagen die dafür zuständigen Bürgermeister u. Stadträte. Allzuoft geht die Politik dieser Stadtsenats-Logenbrüder auch noch dazu in die falsche Richtung. Es gibt also noch viel zu tun! //zitatende//

Die Forderungen der ALG:

  • Stop dem Smog
  • Stadtbahn statt Autowahn
  • Fernwärme statt Abwärme
  • Müll vermeiden statt exportieren
  • Grundwasser sanieren statt importieren
  • Saubere Mur statt schmutziger Geschäfte
  • Sozialer Wohnbau statt Delogierung
  • Gegen denkmalgeschützte Kulturlosigkeit
  • Die Region stärken statt ausverkaufen
  • Arbeitsplätze statt Abfangjäger
  • Solidarität und Gerechtigkeit statt Armut und Bettelprozedur
  • Halbieren statt Einfrieren der Politikerbezüge
  • Politik von Frauen für Frauen
  • Provokation statt Restauration
  • Tierrechte statt Tierversuche

Bei der Gemeinderatswahl am 24. Jänner 1988 verlor die ALG allerdings zwei ihrer vier Mandate und erreichte nur mehr 4,93%. Die Vereinten Grünen (VGÖ) erreichten 1,05% und blieben ohne Mandat.

Das gesamte Programm downloaden:  005-alg-kurzprogramm-gemeinderatswahl-1988 (PDF, 5 MB)

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