// Jahrzehntelang wurden Straßenschneisen nach den schier unersättlichen Bedürfnissen der Wirtschaft kreuz und quer durch’s Land geschlagen: war es zuerst die Forderung nach Transportkapazitäten für eine rasch wachsende Industrie, ist es jetzt der aufgeblähte Maschinenpark (und wohl nicht nur der) der Baufirmen, die die Betonmischmaschinen in Gang halten. Die Politiker – teilweise eng verflochten mit der Baulobby – mischen brav mit und werden damit der Verantwortung gegenüber diesem Teil der „Bevölkerung“ mehr als gerecht. Die Entscheidungen über Bau bzw. Nichtbau von Straßen sind also politischer, nicht verkehrstechnischer Natur. Voraussetzung ist der Wille zu einer auf Verkehrsvermeidung bedachten Politik, die Zuwächse nicht als schicksalhafte Ereignisse betrachtet.
Der Osten Österreichs befindet sich in einer Situation, in der die entscheidenden verkehrspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen werden müssen. Der Ausgangspunkt und die bestehenden Probleme sind zu vergleichen mit jenen Tirols vor dem Bau der Brennerautobahn.
Offenbar haben die Politiker aus dem Inntal-Desaster nichts gelernt: Die Äußerungen und Pläne der Verantwortlichen von Wien, Niederösterreich und des Burgenlandes lassen vermuten, daß für den Osten die gleiche „Strategie“ zur Anwendung kommen soll. Das Motto lautet wiederum: „Straßenbau – die scheinheilige Lösung für scheinbare Sachzwänge.“
Wenn Studienergebnisse dem nicht zur Gänze entsprechen, werden Änderungen von Wirtschaftsminister Schüssel – dem Auftraggeber – urgiert. So geschehen bei der Studie der Planungsgesellschaft Ost zur Verkehrsentwicklung der Ostregion, die den Bau der B301 [„Wiener Südrand Straße“, heute S1, Anm.] als nicht notwendig erachtete. //
Am 15. November 1991 fand wieder eine europaweite Verkehrsaktion mit dem Motto „Keinen Meter mehr! Stop dem Autowahn“ gegen den Ausbau von Autobahnen statt.