231/366: GAJ zur Flüchtlingspolitik der 1990er

EU-Informationen der Grünalternativen Jugend, 1994, Cover
„Vorlaut“ Nr. 12

„Europa trägt gemeinsam mit den anderen Industrieländern kräftig dazu bei, daß Menschen überhaupt flüchten müssen“, stellte die Grünalternative Jugend in ihren EU-Informationen aus dem Jahr 1994 fest, „doch nur wenn endlich damit begonnen wird, überall auf der Erde Lebensbedingungen zu schaffen, die einem ein erträgliches Leben ermöglichen, werden Menschen nicht mehr gezwungen sein, vor Hunger, Krieg und Elend zu flüchten“.


Die restriktive Flüchtlingspolitik ist ein Phänomen, das sich primär auf die reichen Industrieländer beschränkt. Gerade die ärmsten Länder der Erde führen uns ein Lehrstück an Gastfreundschaft und Menschlichkeit in Sachen Flüchtlingspolitik vor. Obwohl selber von Armut betroffen, werden vor Krieg und Hunger flüchtende Menschen zu zigtausenden aufgenommen. Tansania (südwestliches Afrika) öffnete beispielsweise Mitte der 80er Jahre nicht nur mehr als 200.000 Flüchtlingen aus den Nachbarländern die Grenzen, sondern bot ihnen auch Land und Bürgerrechte an [Flüchtlinge aus Burundi und Ruanda, Anm.].

Vertreibung und Klimaerwärmung

Im sich immer so fortschrittlich gebenden Europa ist dies undenkbar. Im Gegenteil, Europa trägt gemeinsam mit den anderen Industrieländern kräftig dazu bei, daß Menschen überhaupt flüchten müssen. Sei es durch die Finanzierung von Megakraftwerken mit dazugehörenden Stauseen, wodurch jeweils zigtausende Menschen aus ihrem Lebensraum vertrieben werden oder sei es durch die Lieferung von Waffen an Diktaturen in der sogenannten „Dritten Welt“. Aber auch die durch die gigantischen CO2-Emmissionen der Industrieländer verursachte Erwärmung des Weltklimas führt dazu, daß weite Landstriche Afrikas und Asiens unfruchtbar und somit unbewohnbar werden. Ebenso müssen riesige Flächen von Regenwäldern Grasweiden für Rinderherden weichen. Das Fleisch der Rinder landet dann in Form von Fast Foos in den Mägen der Europäer und Nordamerikaner.

Unterdrückung der Schwächeren

Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. All diese Verbrechen geschehen im Namen des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Die Industrieländer sehen es als legitim an, daß sie auf Kosten von 80 Prozent der Weltbevölkerung leben. Ausbeutung anderer wird als Wirtschaftsmethode nicht nur akzeptiert, sondern forciert. Daß der wirtschaftlich Stärkere den wirtschaftlich Schwächeren unterdrückt, wird als „normal“ angesehen.

Die Täter wollen die Opfer dieser „Normalität“ nicht sehen. Die Grenzen werden dicht gemacht, die Augen vor dem Elend im Süden geschlossen. Das Recht, daß jedeR leben kann, wo er/sie will, wird, wie im Falle der EU, nur einer privilegierten vermögenden Schicht gewährt.

Festung EUropa

Doch nur wenn endlich damit begonnen wird, überall auf der Erde Lebensbedingungen zu schaffen, die einem ein erträgliches Leben ermöglichen, werden Menschen nicht mehr gezwungen sein, vor Hunger, Krieg und Elend zu flüchten. Dieses Ziel rückt mit der Errichtung der Festung EUropa in weite Ferne.

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