228/366: Linke Alternative zur Liste Freda Meissner-Blau: das Kurzprogramm der GAL

GAL Kurzprogramm
GAL Kurzprogramm

„Zwischen der Vergewaltigung einer Frau, der Eroberung eines Landes und der Zerstörung der Erde ist kein prinzipieller Unterschied“. So beginnt das Kurzprogramm der Grünalternativen – Demokratische Liste (GAL). Selbstdefinition: „Alternative, Umweltbewußte, Feministinnen, Friedensbewegte, Gewerkschafter, Linke und Grüne“. Bei der Nationalratswahl 1986 trat die GAL als linke Alternative zur Liste Freda Meissner-Blau an, erreichte jedoch nur 6005 Stimmen bzw. 0,1%. Wir bringen heute einen Teil der Einleitung aus dem Kurzprogramm, das als „Ausdruck der Vielfalt der Initiativen, Strömungen, Gruppen und Ansichten, die die Grün-Alternativen – Demokratische Liste ausmachen“. verstanden wurde.

Download des gesamten Kurzprogramms: gal-kurzprogramm (PDF, 2,8 MB)


//zitat// Zwischen der Vergewaltigung einer Frau, der Eroberung eines Landes und der Zerstörung der Erde ist kein prinzipieller Unterschied: Im Patriarchat besteht ein Zusammenhang zwischen der Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung zwischen den Völkern, der gewaltsamen Aneignung und Zerstörung der Natur und den gewaltsamen Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Während aber allmählich begriffen wird, daß die rücksichtslose Ausbeutung der Natur und die permanente Drohgebärde des Wettrüstens das Leben auf diesem Globus auszulöschen drohen, wird die Ausbeutung und Diskriminie-rung der Frauen vielfach immer noch als „naturgegeben“ angesehen.

Spätestens seit Tschernobyl ist klar geworden, daß der Sieg der abstrakten patriarchalischen „Vernunft“ über die „Unvernunft“ von Natur und Frauen, der Glaube an die technische Machbarkeit und Beherrschbarkeit des Lebens und der Gesellschaft geradewegs in die Selbstzerstörung führen. Die wirtschaftliche, soziale und emotionale Spaltung der Gesellschaft in Männer und Frauen, die den einen die Öffentlichkeit, den anderen den „Privatbereich“ zuweist. den einen das Aufbauen und Zerstören, den anderen die Sicherung des biologischen Überlebens des Menschen, hat sich als Sackgasse erwiesen. Die Abkehr von diesem System der Zweiteilung ist heute mehr denn je zu einer Überlebensfrage schlechthin geworden. Wir werden deshalb darum kämpfen, daß sowohl in unseren Reihen als auch in allen anderen Bereichen von Arbeitswelt und Politik ein Frauenanteil von mindestens 50 % gesetzlich verankert wird.

Gleichzeitig geht es aber auch darum, unter Arbeit mehr zu verstehen als nur Lohnarbeit. Gerade Frauen sind nie arbeitslos, auch wenn sie keinen Lohn bekommen. Um ein solches Verständnis von Arbeit zu ermöglichen, bedarf es einer rigorosen Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums und einer ausreichenden Grundversorgung aller Staatsbürger, die nicht, noch nicht oder nicht mehr einer Erwerbsarbeit nachgehen (können). Eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme aller Frauen am öffentlichen Leben ist der Ausbau von kostenlosen Einrichtungen zur Kinderversorgung mit Öffnungszeiten, die auf die Arbeitszeiten abgestimmt sind. Kinder dürfen nicht länger als lästige Anhängsel der Frauen angesehen werden, die in den Gratis-Privatbereich abgeschoben werden. Sie müssen von der Arbeitswelt berücksichtigt und von den Männern als wichtiger Bestandteil ihres eigenen Lebens erkannt werden, für den sie materiell und emotional zu sorgen haben. Um eine solche erweiterte Sichtweise von Öffentlichkeit zu erreichen, ist es notwendig, die Familie als nur eine mögliche Lebensform anzuerkennen. Denn obwohl immer mehr Menschen nach Alternativen des Zusammenlebens suchen, sind Ehe und Kleinfamilie noch immer die gesellschaftlich anerkannten und staatlich geförderten Lebensformen. Die Entscheidung, welche Sexualität und welche Lebensformen sie wählen und ob und wieviele Kinder sie in die Welt setzen, muß Frauen selbst überlassen bleiben. //zitatende//

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